1, Aktuelle Klimaentwicklung
Wir erlebten zwischen 2000 und 2022 die bisher wärmsten Jahrzehnte seit 130 Jahren. Die Jahre 2000 und 2007, 2014, 2015, 2018, 2019 und 2022 brachen alle Hitzerekorde. Die Jahresmitteltemperatur in Deutschland betrug jeweils 9,9 °C, so warm war es noch nie seit den Temperaturaufzeichnungen .
Der heißeste Tag war der 25.Juli 2019, wo im niedersächsischem Lingen 42,6 °C gemessen wurden. Der heißeste Sommer war 2003 mit durchschnittlich 19,7 °C in den Monaten Juni, Juli und August und war damit um mehr als 1 Grad wärmer als im bisherigen Rekordjahr 1947.
Der Niederschlagsrekord war am 12. August 2002, als im östlichen Erzgebirge 312 Liter pro Quadratmeter fielen.
Höchstwerte von Niederschlägen verzeichnete der Deutsche Wetterdienst für das letzte Jahrzehnt. Im Mittel fielen jedes Jahr 827 Liter auf den Quadratmeter und damit erheblich mehr als in allen Jahrzehnten seit den Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren.
Das Jahr 2022 fällt unter die 10 wärmsten, je gemessenen Jahre seit den Messungen ab 1850. Nach Angaben des britischen MetOffice waren die 2000-er Jahre mit Abstand die wärmste Dekade seit den 1850-er Jahren, seit damals die regelmäßigen Temperaturmessungen erfolgten.
2.Quellschüttungen in der Dürrezeit
2.1.Geißlerquellen Leutra
Die Obere und die Untere Geissler Quelle liegen am Westrand des kleinen Dörfchens Leutra im Leutratal an der ehem. Autobahn A4. Das Leutratal wird von der Leutra – Oßmaritzer Störung tangiert, die herzynisch streichend von Oßmarirtz bis zum Dorf Leutra nachweisbar ist und sich bis südlich Maua fortsetzt. Die beiden Geißlerquellen sitzen auf dieser Störungs- und Zerrüttungszone. Durch den Anschnitt der Myophorien Schichten des Oberen Buntsandsteins als GW- Stauer im Tal bei Leutra wird das Grundwasser zum Austritt gezwungen. Die Schüttungen schwanken 1998 bis 2001 zwischen 50 und 170 l/s, da die Karstquellen im ungesättigten Bereich eines GW - Vorkommens liegen. Nach Auswertung der Daten beträgt der grundwasserbürtige TW -Abfluß ( basis flow) der beiden Quellen im Juli /August 2022 etwa 38 bis 40 Liter pro Sekunde. Bezogen auf die unterirdische Größe des Einzugsgebietes des Muschelkalks von etwa 17 km² ( vgl, Hydrogeol .Karte ) entspricht dies einer unterirdischen Abfluss Spende von ca. 2,4 l/s/m2 und damit einem sich ständig neu bildenden Grundwasservorrat von ca.3400 m³ / Tag,
3,2. Mühltalquellen Jena
Anfang und Mitte Juli wurden die Karstquellen im Jenaer Mühltal aufgesucht und Schätzungen der aktuellen Schüttungen vorgenommen. Es wurden Quellschüttungen von 25 bis 30 l/s , Das entspricht einer Menge von 2100 bis 2600 m3 /d und einen Viertel der Quellschüttungen bei mittleren Niederschlagsverhältnissen. Die TW - Abflüsse entsprechen dem Basisabluß der Mühltal Quellen, die einen ähnlichen geologischen Aufbau aufweisen wie die Geißler Quellen im Leutratal . Das Wasser der Quellen fließt vom Mühltal kommend offen bis zum Carl -Zeiss- Platz,dann verrohrt bis zur alten Zeissgarage am Phyletischen Museum und mündet als offener Graben am Paradieskaffee in die Saale. Damit ist der von Laubbäumen und Gebüschen begleitete Uferbereich des Quellbaches von außerordentlich hoher ökologischer und gesellschaftlicher Bedeutung für das städtische Klima in Jena- West.
3.3. Quellen Plinzmühle
Die in der phraetischen ( wassergesättigten ) Zone liegenden Karstspaltenquellen an der Plinzmühle westlich von Altenberga schütten bei mittleren Niederschlagsverhältnissen zwischen maximal 51 l/s, 37 l/s im Mittel und minimal 23 l/s ( GÖTZE, K.:2021).Die Spaltenquellen an der Glücksmühle bei Plinz/ Altenberga ).
Aus den über mehrere Jahre erfassten Abflussmengen läßt sich postulieren, dass über die Jahreszeiten hinweg kontinuierliche Abflüsse der technisch gefassten Quellen zu verzeichnen sind. Im Winter liegen die Messwerte etwas höher als im Sommer. Trockenwettereinflüsse sind auf das Abflußgeschehen sind nicht zu beobachten. Das bestätigen auch die Abflußmessungen Ende Juli und Anfang August 2022 mit Schüttungen von 22 l/s bzw. 25 l/s ( 2000 m³ d).
4. Kurzfassung
Durch die extreme Trockenheit über mehr als 4 Monate mit Beginn der Vegegetationzeit im April bis Ende August 2022 sind kleine Vorfluter und Quellen vor allem im Ausstrich des Muschelkalks trocken gefallen.
Kontinuierliche Schüttungen weisen Karstquellen mit großen Einzugsgebieten wie die Geisslerquellen in Leutra, die Mühltallquellen in Jena und die Quellen an der Glücksmühle bei Plinz/ Altenberga auf. Diese Mengen entsprechen dem Langzeit Basis Abfluß des jeweiligen GW-Vorkommens der einzelnen unterirdischen Einzugsgebiete.
Die Quellen im Mühltal in Jena sind vor allem für das städtische Klima im Westviertel von hoher Bedeutung für die hier wohnenden Menschen. Die außerhalb der Stadt befindlichen bedeutenden Karstquellen stellen zusammen mit den umgebenden Feucht - und Teich Gebieten und den Quellbächen gefährdete ökologische Biotope dar, die nach § 18 Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope darstellen.
Mit der Klimaerwärmung und der damit verbundenen unregelmäßigen Verteilung der Regenmengen , aber auch mit Hochwässern, müssen wir uns abfinden und darauf einstellen.
Mit den Schüttungen der Leutraquellen und der Quellen im Mühltal Jena West lassen sich insgesamt 6000 Kubikmeter am Tag im Notfall entnehmen.
Klaus Götze, Jena 25, Oktober 2022